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Angefangen hat alles 1802, als das Seebad Travemünde gegründet wurde. Nach Heiligendamm und Norderney ist es das drittälteste Seebad in Deutschland. Die neumodische „Erfindung“ des Badens im Meer stellte das Leben im kleinen Fischerort so richtig auf den Kopf und die Erfolgsstory als Sommerfrische nahm ihren Lauf.
Baden im Meer kam damals in den besseren Kreisen groß in Mode, wenn auch vorerst nur von einem hölzernen Badekarren aus und unter Aufsicht eines Badearztes. Bis dato galt das Baden in den dunklen Fluten als unkultiviert und gefährlich. Schon im ersten Jahr nach Gründung des Seebades wurden 3.000 Badegäste gezählt, das ließ die Kassen klingeln. Die Warteschlangen an den Badekarren und im Warmbadehaus wurden immer länger, bis 1873 endlich eine Seebadeanstalt auf Pfählen in das Wasser gebaut wurde. Das beflügelte den Badebetrieb ungemein, denn nun konnten viele Gäste gleichzeitig im Meer baden, wobei ein gemeinsames Bad von Damen und Herren sich keinesfalls geziemte. 1927 wurde das Baden auch von Strandkörben aus freigegeben.
Hotels, Gasthäuser, Strandvillen und Vergnügungstempel sprossen im neuen Seebad wie Pilze aus dem Boden. Einige der ersten Logierhäuser wurden um 1860 durch den Bau der damals hochmodernen „Schweizerhäuser“ in alpenländischem Stil ersetzt. Man ging mit der Zeit, um den Gästen zu gefallen. Die schönsten Strandvillen sind direkt an der Strandpromenade und in der Kaiserallee zu finden. Sie sind heute Teil der typischen Bäderarchitektur mit einer großen Vielfalt unterschiedlicher Baustile vom Klassizismus über die Gründerzeit bis zum dekorativen Jugendstil. Heute wird das nostalgische Erscheinungsbild Travemündes, zu dem auch die Vorderreihe und die Altstadt rund um die St. Lorenz-Kirche gehört, durch viele moderne Hotelbauten, Ferienanlagen und Freizeiteinrichtungen ergänzt. Wenn du mehr über die Geschichte des Seebades Travemünde wissen möchtest, besuche das Seebadmuseum in der Torstraße.
Der technische Fortschritt bescherte Travemünde 1824 die erste Dampfschifffahrtslinie. Der Seitenraddampfer „Princessia Wilhelmine“ brachte einmal wöchentlich Gäste aus dem vornehmen Kopenhagen über die Ostsee nach Travemünde. Bald folgten Schiffsverbindungen von und nach St. Petersburg, Riga und Reval. Berühmte russische Zeitgenossen, die damals in Travemünde logierten, waren Iwan Turgenjew, Nikolai Gogol und Fjodor Dostojewski.
So richtig voll wurde es in Travemünde dann ab 1882, als die erste Eisenbahn kam und ein paar Jahre später auch die Automobile sich ihren Weg bahnten. Gäste aus Nah und Fern genossen in Travemünde den Glamour der Kaiserzeit und reisten als Besucher zu den Segelwettbewerben der Travemünder Woche und den Trabrennen auf dem Priwall an. Berühmte Namen wie Joseph von Eichendorff, Emanuel Geibel, Richard Wagner, Clara Schumann, Edvard Munch und natürlich Thomas Mann reihen sich in die prominente Gästeliste des historischen Seebades ein.
Nachmittag im Sand. Durch die nackten Füße als unanständig aufgefallen.Franz Kafka, Tagebucheintrag 1914
Das Glücksspiel war magischer Anziehungspunkt für die High Society und hat den Ruf Travemündes als mondänes Seebad entscheidend geprägt. 1833 wurde es im Kurhaus – dem heutigen A-ROSA Resort – offiziell genehmigt und Roulette, Rouge et Noire und Pharao hatten eine magische Wirkung auf betuchte Gäste aus aller Welt. 1949 eröffnete der Spielbetrieb im „Kursaal“ - dem heutigen ATLANTIC Grand Hotel Travemünde. 2012 ist die Spielbank nach Lübeck umgezogen und seitdem im Hotel Park Inn By Radisson direkt am Holstentor zu finden.
Das Promenieren wurde in Travemünde schon immer großgeschrieben. Schon im Jahr 1899 konnten die Sommergäste des Seebades bei einem Spaziergang die frische Meeresbrise und den freien Blick auf die Ostsee entlang des Strandes auf einer befestigten Promenade genießen. Zudem sollte der elegante Schwung der hohen Promenadenkante die neugebauten Strandvillen an der Promenade und entlang der Kaiserallee vor Hochwasser und Sturmfluten schützen.
Heute ist das Seebad stolz auf seine rundum sanierte Strandpromenade, die mit ihren 1,7 Kilometern Länge als schönste Flaniermeile Schleswig-Holsteins gilt. Sie führt von der Nordermole - an den Strandterrassen und am Brügmanngarten vorbei - bis zur alten Badeanstalt Mövenstein am Übergang zum Brodtener Steilufer. Längs der Promenade liegen große Hotels, wunderschöne Strandvillen und kleine Cafés. Von hier hast du einen tollen Blick auf das grandiose Schauspiel, wenn die großen und kleinen Schiffe in der Lübecker Bucht Kurs auf Travemünde nehmen.
Der gebürtige
Travemünder hat bislang
fünf Bildbände mit
historischen Bildern aus
Travemünde und des
Priwall veröffentlicht.
Der wohlhabende Lübecker Unternehmer Emil Possehl ließ 1904 die heutige „Villa Mare“ für eine Million Goldmark als repräsentative Sommervilla an der Strandpromenade in Travemünde erbauen. Ursprünglich war das Jugendstilgebäude mit dem markanten Säulenaufgang als Sommerresidenz für den Besuch des Deutschen Kaisers anlässlich der Travemünder Woche geplant. Später nutzten Emil Possehl und seine Gattin sie privat für ihre eigene Sommerfrische am Meer.